Vorbemerkungen
In den letzten Wochen habe ich mich ein wenig auf die Geschichte der (Volks-) Bücherei Rumeln-Kaldenhausen konnzentriert. Dabei ist ein kleines Heftchen entstanden, das inhaltlich mit den folgenden Ausführungen identisch ist.
Diese kleine Abhandlung über die Rumelner Bücherei-Geschichte ist inspiriert durch die Lektüre des Berichtes von Peter Wey: "Rumeln-Kaldenhausen von 1815 bis 1974".
Die Volksbücherei Rumeln
Auch schon vor der offiziellen Einführung einer "Volksbücherei" gab es ein "Büchereiwesen" in Rumeln-Kaldenhausen. So gab es leihweise Schulbücher und der private Buchverleih war durchaus üblich.
Die beiden Einzelgemeinden Rumeln und Kaldenhausen besaßen aber keine eigene Bücherei.
Grundlage für die Gründung einer Volksbücherei in Rumeln (das war für lange Zeit der Name der 1934 zusammengelegten Einzelgemeinden Rumeln und Kaldenhausen) war eine Richtlinie (Ministerialblatt) des Reichs- und Preußischen Ministers des Innern für das Volksbüchereiwesen von 1937.
Danach war die Einrichtung einer Volksbücherei in Gemeinden mit mehr als 500 Einwohnern anzustreben. Unabhängig vom Zeitgeist und der politischen Situation (Nationalsozialismus und 3. Reich, der Innenminister Wilhelm Frick ein Nazi) zeigte sich eine positive Entwicklung.
Die Gemeinde Rumeln begann 1938 Rücklagen zu machen, um eine Volksbücherei errichten zu können. Bis zum Jahre 1942 waren insgesamt 1.500 RM angespart worden. Mit einem Bestand von 570 Büchern wurde in einem Klassenraum in der Schule an der Dorfstraße die Rumelner Volksbücherei ins Leben gerufen.
Die Geburtsstätte der Rumelner Bücherei war die alte Volksschule an der Dorsstraße. Da es sich um eine Art Schulzentrum mit 3 Gebäudekomplexen handelte, ist mir zur Zeit leider nicht bekannt, wo sich die Bücherei genau befunden hat.
Die Öffnungszeiten der Volksbücherei betrug an zwei Werktagen insgesamt 4 Stunden.
Durch Kriegseinwirkungen ging der gesamte Büchereibestand verloren, so dass der Bürgermeister der Gemeinde Rumeln am 19.9.1945 feststellen musste, dass die "Bücherei nicht mehr eröffnet werden kann".
Den Namen des Bürgermeisters konnte ich bisher nicht feststellen. Nach meinen bisherigen Erkenntnissen fehlt für diese Zeit eine entsprechende Angabe:
Peter Wey führt in seiner Arbeit RumelnKaldenhausen von 1815 bis 1974 für diesen Zeitraum folgende Bürgermeister an:
1.4.1941 - Kriegsende: Bürgermeister Arnold Schroer
14.2.1946 - 25.9.1946: Bürgermeister Johannes Kother
Das Kriegsende würde ich mit der Kapitulation am 8.5.1945 datieren. Dadurch ergibt sich eine Lücke bis zum 14.2.1946, als Johannes Kother Bürgermeister von Rumeln wurde.
Erst im Jahre 1953 konnte im Gebäude Düsseldorfer Straße 49 die Bücherei wieder eröffnet werden. Dieses Haus liegt praktisch im Vorgarten des Rathauses an der Kreuzung Düsseldorfer Straße/Rathausallee.
Für etwa 1.700 DM wurden die Räume renoviert und mit dem notwendigen Inventar ausgestattet. Die ersten 430 Bücher waren für 3.555 DM angeschafft worden. Bei der Auswahl der Bücher und der ausleihfähigen Bearbeitung war die Staatliche Büchereistelle in Essen behilflich.
Die Leitung der Bücherei wurde im Nebenamt von einem Lehrer (Name leider unbekannt) aus der Gemeinde wahrgenommen. Nach Bewältigung aller Vorbereitungsarbeiten war es am 15.10. 1953 soweit: die Bücherei wurde eröffnet.
Die Aufnahmegebühr betrug für Jugendliche 0,50 DM, für Erwachsene ab 21 Jahre 1,00 DM. Außerdem wurde bei Erwachsenen eine Ausleihgebühr von 0,10 DM erhoben, während für Jugendliche die Ausleihe frei war.
Die Bücherei war zunächst an einem Tag wöchentlich von 16.00 bis 19.00 Uhr geöffnet.
Im ersten Halbjahr des Betriebes wurden von 92 eingetragenen Lesern 880 Bücher entliehen. Zu diesem Zeitpunkt stand die Bücherei übrigens nur Personen ab dem 14. Lebensjahr offen !
Im Neueröffnungsjahr 1954 war die Gemeinde Rumeln-Kaldenhausern auf 3.740 Einwohner angewachsen. Die im Jahre 1953 angeschafften 430 Bücher reichten natürlich bei weitem nicht aus um den Bedarf zu decken. Deshalb war die Gemeinde bemüht, aus eigenen Mitteln, aber auch mit Beihilfen des Landes und des Kreises Moers die Bücherei weiter auszubauen.
Im Jahre 1955 schied der bisherige Büchereileiter aus; die Aufgabe wurde von einem Bediensteten der Gemeindeverwaltung (Name leider nicht bekannt) im Nebenamt wahrgenommen.
Die Unterbringung der Bücherei im Hause Düsseldorfer Straße 49 war ein Provisorium gewesen. Dies konnte beseitigt werden, als im Jahre 1957 das neue Rathaus an der Düsseldorfer Straße 43 errichtet wurde. Am 15.11. 1957 zog die Bücherei in das Rathausgebäude um.
Die Räumlichkeiten dieser Rumelner Bücherei wurden später anders genutzt. Ich kann mich da noch an ein Reisebüro erinnern (ich glaube es war das erste in Rumeln-Kaldenhausen) und zuletzt wurde es in ein schönes kleines Wohnhaus umgebaut.
Die Eröffnung der neuen Volksbücherei im Rathaus fand dann am 27.11. 1957 statt. Das System zur Buchausleihe war vorher umgestellt worden. Auch zu diesem Sachverhalt konnte ich bisher keine Einzelheiten in Erfahrung bringen.
(An die Volksbücherei im Rathaus kann ich mich noch schwach entsinnen. Im Eingangsbereich unter dem Dachturm führte eine Treppe in den Keller - schmale Fenster über dem Rasenniveau - links führte eine Tür zur Bücherei).
Inzwischen waren neben dem Leiter der Bücherei zwei weitere nebenamtliche Kräfte (auch hier fehlen mir die Namen) eingestellt worden, um den Ausleihverkehr bewältigen zu können.
Am 1. Oktober 1959 trat wiederum ein Wechsel in der Büchereileitung ein. Der bisherige Leiter musste aus beruflichen Gründen ausscheiden; sein Nachfolger war wiederum ein Lehrer aus Rumeln-Kaldenhausen.
Der starke Bevölkerungszuwachs, vor allem im Ortsteil Kaldenhausen, machte es notwendig, dass am 3.11. 1964 im Gebäude Lindenstraße 7 in Kaldenhausen eine Büchereizweigstelle errichtet wurde. Immerhin hatte die Bücherei am 31.12. 1964 750 eingetragene Leser bei 10.673 Buchausleihen.
Die Räumlichkeiten an der Lindenstraße 7 hatten vor und nach der Nutzung als Bücherei andere Funktionen. Gewerblich wurde sie zuletzt bis ca. 2005 als Zweigstelle von "Lecker Essen und Trinken" genutzt.
Nur schemenhaft kann man den eingeschossigen Rundbau der Kaldenhausener Volksbücherei erinnern. Aber die neue Zweigstelle war ein Zeichen für den Aufstieg der Gemeinde Rumeln-Kaldenhausen.
Ebenfalls vom Jahre 1964 an arbeitete die Bücherei mit der Kreisstützpunktbücherei Moers zusammen, so dass über die Fernausleihe spezielle Buchwünsche der Leser befriedigt werden konnten.
Die ständig wachsende Verwaltung machte es notwendig, dass ab 1.2. 1966 die Bücherei aus dem Rathaus auszog und in angemietete Räume auf der Dorfstraße 38 im Ortsteil Rumeln untergebracht wurde.
Hier habe ich Anfang der 70er Jahre die Welt der Bücher kennen gelernt und war für Lange Zeit stetiger Nutzer dieser Einrichtung.
Rumeln-Kaldenhausen hatte jetzt 2 Volksbüchereichen, wodurch gewährleistet war, das für alle Bürger der Doppelgemeinde keine langen Anfahrtswege entstanden.
Nach wie vor wurde der Ausleihbetrieb mit nebenamtlichen Kräften der Gemeindeverwaltung aufrechterhalten.
Durch die bauliche Erschließung des Bereichs Rumeln-Ost und dem dadurch anhaltendem Bevölkerungszuwachs wurde es notwendig, neben den bereits bestehenden Büchereistellen eine weitere Zweigstelle in diesem Neubaugebiet zu schaffen. Die Gelegenheit bot sich, als die Gerhard-Hauptmann-Schule an der Breslauer Straße errichtet wurde. Hier wurde, baulich zusammenhängend mit der Hausmeisterwohnung, eine weitere Zweigstelle geschaffen, die den Ortsteil Rumeln-Ost bedienen konnte.
Damit war der Ausbaustand erreicht, wie er auch bei der kommunalen Neuordnung bestand.
Die drei Büchereistellen waren an zwei Abenden und Samstagvormittag geöffnet. Der Ausleihbetrieb wurde jeweils mit zwei nebenamtlichen Kräften pro Büchereistelle durchgeführt.
Nebenbei war das Personal der Bücherei noch bemüht, den Buchbestand zu erweitern. Im Jahre 1968 wurde die Werksbücherei der Niederrheinischen Hütte AG aufgelöst und die noch verwertbaren Bände kostenlos der Gemeindebücherei zur Verfügung gestellt. Die Bücher wurden von dem Personal in zusätzlicher Arbeit sortiert, signiert, neu eingebunden und damit in den Ausleihbetrieb eingestellt. Im Jahre 1970 erhielt die Volksbücherei weitere 3.500 Bände als Spende von der Ruhrkohle AG.
Wegen Arbeitsüberlastung legte der Leiter der Volksbücherei seine Arbeit nieder; daraufhin wurde am 1.3. 1970 wiederum ein Lehrer aus Rumeln-Kaldenhausen mit der nebenberuflichen Leitung der Bücherei betraut (auch hier fehlen mir bislang leider die Namen).
Erstmals im Herbst 1970 wurde von der Volksbücherei ein Preisausschreiben für Kinder und Jugendliche veranstaltet. Von den 680 Teilnehmern konnten immerhin 52 neue Leser für die Volksbücherei gewonnen werden. Derartige Veranstaltungen wurden wegen der großen Resonanz auch in den Folgejahren einmal jährlich durchgeführt. Zusätzlich wurde in der Zeit vom 16.11 bis 30.11 1971 erstmals eine Kunstausstellung der Künstlergemeinschaft Rixdorf in den Räumen der Volksbücherei durchgeführt.
Eine weitere Steigerung des Buchbestandes konnte erreicht werden, als im Jahre 1973 vom Hüttenwerk Rheinhausen der Volksbücherei weitere 10.000 Bände kostenlos zur Verfügung gestellt wurden.
Die Vorbereitungen für die Aufnahme dieser Bücher in den Aus-leihverkehr zogen sich bis in das Jahr 1975 hinein.
Zum Zeitpunkt der kommunalen Neuordnung bestand die Volksbücherei Rumeln-Kaldenhausen aus drei Büchereistellen mit einem Gesamtbestand von rund 25.000 Büchern, die von einem nebenberuflichen Leiter und weiteren sieben nebenamtlichen Mitarbeitern geführt wurde.
Kurz nach der kommunalen Neuordnung eröffnete die:
Schul- und Stadtteilbibliothek Rumeln-Kaldenhausen
und löste die bestehenden Bezirksbüchereien ab.
Inzwischen sind mehr als 30 friedliche Jahre über die Bücherei-Welt - Rumeln-Kaldenhausen verstrichen. Tatsache ist, dass wir nur noch eine Bücherei in Rumeln haben und diese im Bereich des Kulturzentrums liegt.
In dieser Zeit haben sich, teilweise unbemerkt, viele grundlegende Änderungen abgespielt. Neben Büchern gab es jetzt auch Audio-Kassetten in der Ausleihe und die Suche nach dem richtigen Buch wurde durch das "Micro-Fish"-System unterstützt.
Das Medien-Angebot hat stetig zugenommen und heute gibt es natürlich auch CDs`s und DVD`s.
Der Computer hat das "Micro-Fish"-System längst ersetzt und mittlerweile (2008) kann man über Internet Medien suchen, die Verfügbarkeit überprüfen und ggf. die Ausleihfrist verlängern.
Mit der Einrichtung der Schul-und Stadtteilbibliothek Rumeln-Kaldenhausen hat sich auch die Personalpolitik geändert. Die Bücherei wird jetzt von hauptberuflichen Profis betreut, die einen Ausleihbetrieb an 6 Tagen in der Woche mit unterschiedlichen Öffnungszeiten ermöglichen.
Leihbücherei Rumeln
Neben der Volksbücherei gab es in Rumeln mindestens eine Leihbücherei auf kommerzieller Basis.
In diesem Haus am Karrenweg, Ecke Rheinhauserner Straße gab es früher ein Ladenlokal (Inhaberin Frau Lindweiler, dass vielleicht bis 1975 bestand hatte. Neben anderer geschäftlicher Tätigkeiten konnte man hier gegen Gebühr Bücher ausleihen, wobei natürlich die Unterhaltungsliteratur (Romane) im Vordergrund stand.