Diedrich Bonert, ein ganz besonderer Mensch.
Hier ist eine ebenso lange, wie schöne, bzw. positive Geschichte zu erzählen.
Es ist weder in Worte noch in Werte zu fassen, wie dieser Mensch, Dietrich Bonert, unsere Gemeinde Rumeln-Kaldenhausen im Werdegang positiv beeinflußt und im Übergang von der ländlichen Gemeinde zum Wohnort für Bergbau- und Industriearbeiter begleitet hat.
Er war ein Ur-Rumelner (Rumeln-Kaldenhausener) mit Rückhalt in der Geschichte, aber offen für Visionen und anstehende Entwicklungen. Mit seinem diplomatischen Geschick hat er über Jahrzehnte die Geschicke der Gemeinde bestimmt und viele positive Entwicklungen eingeleitet.
Der Lehrer Heinrich Maas hat eine schöne Geschichte über "unseren" Diedrich Bonert geschrieben:
DIEDRICH BONERT
Der erste Bürgermeister von Rumeln-Kaldenhausen
von Heinrich Maas
Wer nach 1945 von Trompet nach Uerdinggen fuhr, der konnte gleich am Anfang der Gemeinde Rumeln-Kaldenhausen ein Trümmergrundstück sehen. An der Haustür des zerbrochenen Hauses hatte ein amerikanischer Soldat mit weißer Farbe "White House" gemalt, weil es hellen Putz zeigte. Er ahnte ja nicht, dass zwischen dem "Weißen Haus" in Rumeln und dem "White house" der Amerikaner eine Beziehung bestand. Denn hier wohnte, allen bekannt und von allen verehrt:
Unser "Präsident"
- unser unvergesslicher Diedrich Bonert.-
Über vierzig Jahre hatte er als Verordneter, Gemeindevorsteher, Bürgermeister und seit 1941 als Altbürgermeister seiner Heimatgemeinde gedient, Freud und Leid mit der Bevölkerung geteilt und die Geschicke mit dem Beigeordneten Heinrich Hülsen und seinem Gemeinderat zu Nutz und Frommen geleitet und geführt. Bürgermeister Bonert war ein Mann von alten "Schrot und Korn" klug, bescheiden, zuverlässig und energisch, doch immer mit gutem Humor. Die Verwaltungen in Friemersheim und ab 1934 in Rumeln-Kaldenhausen konnten mit ihm harmonisch arbeiten, weil er ein verständiger und ausgeglichener Charakter war. Er hatte seine Meinung und verstand es, seine Gemeinderäte zu überzeugen. Diedrich Bonert sah stets das Ganze: die Großen und die Kleinen, die Reichen und die Armen, die Kirchen und die Schulen, die Straßen, Vereine: er sah alles. Nichts in der Gemeinde entging seinen wachsamen Augen, die unter den buschigen Brauen so listig und lustig hervorblickten. Und wenn einmal der Gemeinderat anderer Ansicht war, so wurde der Punkt solange vertragt und nachher besprochen, bis alle derselben Meinung waren. Wenn die Bauern während der Land-Zusammenlegung einmütig gegen ihren Kollegen und Vorsitzenden standen, so gab doch der Bürgermeister nicht nach, weil er von der Richtigkeit der Maßnahmen überzeugt war bis die verhaßte Flurbereinigung doch durchgeführt wurde: zu aller Zufriedenheit und zum Wohle der ganzen Gemeinde.
Doch wer sollte die Instandsetzung der Wege innerhalb der neuen Parzellen bezahlen? Die Gemeindekasse war leer, und neue Steuern scheute man; da war guter Rat teuer. Aber nicht so teuer, dass Diedrich Bonert keinen Ausweg wußte. Nach altem preußischen Muster ließ er die Spanndienste der Bauern wieder aufleben- und siehe da: Nach einem halben Jahr waren die Wege zwar nicht asphaltiert, doch aus der eigenen Grube mit Rheinkies eingefahren. Uns so ließen sich noch eine ganze Reihe von Maßnahmen anführen, die uns Zeugnis ablegen von der Sorge und dem Verantwortungsgefühl des Bürgermeisters Bonert.
Viele Anekdoten wissen die Rumelner heute noch von ihrem Bürgermeister zu berichten: Ernstes und Heiteres, Nötiges und Spaßiges. Es würde zu weit führen, sie hier einzeln zu erzählen. Nur einige sollten angedeutet sein: Der Stier ist los, die Zigeunerschlacht, der Stärkste, der Walddieb, das Schlusslicht, datt Regenschärm, de Mull verbrannt u.a. Und zum Schluß einer jeden Erzählung hörte man immer wieder die Worte der Alten: "Ja, ha, der Bonert!" Und dabei hatte er so schwere Schicksalsschläge zu ertragen: Drei Frauen starben ihm und seine einzige Tochter. Seine beiden Söhne, darunter der Hoferbe, fielen im letzten Krieg. Sein Bruder Jakob, der die Hauptarbeit auf dem Hofe getragen hatte, wurde ihm genommen. Im Februar 1945, als der Krieg schon zu Ende ging, zerstörten die Bomben seinen väterlichen Hof bis zur Ruine. In einer Baracke hat der Schwergeprüfte seine letzte Lebenszeit verbracht- ein gebrochener Mann, dem alles genommen. Nur ein Enkel ist ihm geblieben, der heute in Holstein seine zweite Heimat gefunden hat. Auf dem früheren Hofgelände des Altbürgermeisters Diedrich Bonert entstand eine vorbildliche Siedlung, in der Menschen wohnen, die den verehrtesten und bekanntesten Mann im Südkreis Moers nicht erlebt haben.
Die Gemeinde Rumeln-Kaldenhausen hat ihm zu Ehren die Straße zum Waldborn und Mühlenwinkel, die der "Alte" so oft gewandert, "Bonert-Straße" genannt.
Für alle seine Mühe und seinen Dienst in langen Jahren wird der erste Bürgermeister Diedrich Bonert in der Geschichte der Gemeinde Rumeln-Kaldenhausen unvergessen sein.
Anhang
Datt Regeschärm
Kömmt eines Daags von ohngefähr,
so drög und ohne Wechs daher,
so einfach, wie gey ömmer wohr,
et hert so wärm, de kopp so kloor,
dähn Bürgermeister Bonert an
ohn sett sech bey de Lüth heran.
Hey drenk sech enne groote Klooren
wie sey so früher modig wohren.-
Et dürt niet lang, doh sette sey
sl medden en de Reiterei.
Meit "Linksgalopp" ohn "Rechtsgalopp"
ohn "Grad gesessen, hoch dähn Kopp!"
geyt datt doher in Liesbeths Stoof,
as wenn et bloß "Ulans" noch goob.-
De Klock ging dobey fex vürut,
bis van et Werk domp blöß de Tut.
"Nau welle wey op Hus angohn!"
Ohn jeder pack noh sinne Krom:
Noh Mantel, Hut on Regenschärm.
(Van bennen war`n de Kerls brav wärm.)-
Ohn as sey noch so stond beieyn,
sett eine Mahn de Stüll doureyn.
Hey sück ohn sück en jede Eck.
"Wie, Bonert, send de Saakes wegg?"
"Mech fällt en flammnei Regeschärm,
höbbt ihr et niet an auen Ärm?"
Nu word gesoog ohn nohgekeeken,
en Kerz wörd oh noch angesteeken.
Ohn all de "Reiters" Man för Man,
die fangen mett de süken an.
Doch all datt Kieken notz öhr nex,
de Schärm bliev fott, grad wie verhex.
Bis enne van die Alde saag:
"Hatt gey de Schärm ok mettgebraach?" -
Do säht dahn osen Bonert dropp
(ohn alles schockelt mett de Kopp):
"Oh näh, eck bön her ohne kommen,
mahr eck hätt gern en mettgenomen."
- Heinrich Maas, Rumeln